Vor nunmehr zwei Jahren entstand unten stehender Bericht.

Seitdem hat unsere Juleen keinen Anfall mehr gehabt.

Dies kann Glück oder Zufall sein, kann aber auch auf sofortige qualifizierte tierärztliche Versorgung zurückgeführt werden.

Dazu gehören die absolut regelmäßige und permanente genau dosierte häusliche Medikamentengabe gegen Epilepsie ebenso wie regelmäßige Blutuntersuchungen durch den Tierarzt zur Abklärung der Medikamentendosierung und eventueller Nebenwirkungen zum Beispiel auf die Leber.

Ein entsprechendes Medikament zur Unterstützung der Leber wird ebenfalls täglich gegeben.

Egal, wann und wo man mit Juleen unterwegs ist, man muss immer ein Notfallmedikament dabei haben.
Zum Glück brauchten wir es bisher nicht einzusetzen.

Inzwischen sind wir voller Hoffnung, dass Juleen tatsächlich zu den 30 % Epihunden gehört, die durch Medikamente anfallsfrei werden.

Sie verhält sich ganz normal wie ein gesunder Hund.

Aber die Angst bleibt.

 

Ich leide an Epilepsie!

Ohne jede Vorwarnung, sozusagen aus heiterem Himmel, bekam Juleen zu Beginn ihres vierten Lebensjahres einen Krampfanfall. Aus dem nachmittäglichen Schlaf heraus begann sie, im Liegen zu strampeln und zu zittern, stand auf, drehte sich wie wild, fiel wieder um, rannte verstört durch das Zimmer, reagierte nicht auf unsere Ansprache, wirkte verwirrt, setzte etwas Urin ab und bellte uns und unsere andere Cocker-Hündin Bonita an. Diese Minuten voller Panik kamen uns wie eine Ewigkeit vor. Danach war sie erschöpft, beruhigte sich aber wieder. Wir hofften auf eine einmalige Störung und informierten unsere Tierärztin, die ebenfalls zum Abwarten und zum Filmen bei einem eventuellen weiteren Anfall riet.

Wir besitzen seit 1979 englische Cocker-Spaniels und haben anfangs selbst mal eine kleine Hobbyzucht mit einfarbigen Cockern gehabt. Juleen ist unsere siebte Hündin, aber Epilepsie ist noch nie vorgekommen. Unsere Hunde waren und sind tierärztlich bestens versorgt. Bei den regelmäßigen check-ups wird auch einmal jährlich ein großes Blutbild gemacht, das stets einwandfreie Werte lieferte.

Der zweite und der dritte Anfall kamen dann zwei Monate später, allerdings im Abstand von nur einem Tag. Der sofortige Besuch bei unserer Tierärztin brachte mit Hilfe unserer Filmaufnahmen und entsprechender ausschließender Diagnostik die erschreckende tierärztliche Diagnose: primäre, also erblich bedingte Epilepsie, ein Gewitter im Gehirn.

Die entsprechenden beiden kurzen Filmausschnitte können Sie durch Anklicken auf youtube sehen:

"Juleens 2. epileptischer Anfall"        "Juleens 3. epileptischer Anfall"

Wir begannen, uns zu informieren und zu recherchieren: Bei unserer Tierärztin, im Internet mit all seinen Möglichkeiten und bei anderen Hundefreunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen ist Epilepsie nicht ohne weiteres diagnostizier-, heil- oder operierbar. Elterntiere tragen das Krankheitsgen in sich, ohne dass man ihnen auch nur das Geringste anmerkt. Welpen können trotzdem erkranken oder tragen das Gen in sich und geben es bei einem Zuchteinsatz weiter. Ein fataler Erbgang, da man keinem Hund ansehen kann, ob er Träger des kranken Gens ist. Hätten wir Juleen für die Zucht gekauft, hätte sie jetzt unter Umständen Welpen, die wiederum Epiträger wären: ein verstörender Gedanke.

Epilepsie kommt in jeder Rasse vor, auch bei Mischlingshunden. Leider machen nur wenige Züchter Epilepsiebefunde öffentlich. Selbst viele Besitzer von erkrankten Hunden melden dies nicht dem Zuchtbuchtamt, weil sie nicht die Bedeutung für andere Hundefreunde und die Gesundheit der Rasse erkennen, aus Angst oder gar aus falsch verstandener Solidarität mit der Züchterin / dem Züchter schweigen. Geschwister, Elterntiere und deren Geschwister und eventuell schon vorhandene Nachkommen müssen von der Zucht ausgeschlossen werden.

Konkrete Informationen zu bestimmten Zuchtlinien und Züchtern bekommt man meistens nur hinter vorgehaltener Hand. Es geht offenbar um Geld und vermeintliches Ansehen. Nur auf Schönheit gezüchtete Hunde sind äußerst kritisch zu betrachten. Der falsche Weg ist sicher auch, mit fast schon mafiösen Methoden betroffenen Hundebesitzern zu drohen, sie zu beleidigen, sie zu diskreditieren, der Lüge oder der Panikmache zu bezichtigen oder nur in nicht öffentlichen Interessensgruppen in sozialen Netzwerken zu kommunizieren. Die Gesundheit eines Tieres sollte Priorität haben!

Hoffentlich gehört Juleen zu den 30 % der so genannten Epihunde, die durch Medikamente anfallsfrei werden. Wahrscheinlich wären wir aber auch schon froh, wenn sie zu den weiteren 30 % mit geringerer Anfallshäufigkeit oder deutlich schwächeren Anfällen gehörte. Zweimal täglich im genauen 12-Stunden-Rhythmus müssen die Tabletten gegeben werden. Zu diesen Zeiten muss also jemand zuhause oder der Hund mit unterwegs sein. Wenn man den Hund alleine lassen möchte oder muss, sind Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, dass der Hund sich bei einem eventuellen Anfall nicht verletzt oder unter Umständen eine Treppe hinunter fällt. Möglicherweise muss er in dieser Zeit von anderen Tieren in der häuslichen Gemeinschaft vorsorglich getrennt werden, um Beißereien zu vermeiden. Aber die Angst lebt mit. Die psychischen und finanziellen Belastungen seien hier nur kurz erwähnt. Daneben hat auch ein Epi-Medikament Nebenwirkungen. Um diese festzustellen und eventuell zu medikamentieren, müssen regelmäßige zusätzliche Blutuntersuchungen durchgeführt werden.

Jeder kann in die Lage kommen, einen Epihund zu besitzen. Wir wünschen es niemandem!

Kein noch so verantwortungsbewusster Züchter ist davor gefeit, dass Erbkrankheiten in seiner Zucht auftreten, aber er oder sie sollte dann auch konsequent dazu stehen! Absolut widerlich ist es, wenn Züchter keine Konsequenzen für die Weiterzucht ziehen und sogar Wiederholungswürfe machen.

Tragen Sie als verantwortungsvolle Züchter, als verantwortungsbewusste Verantwortliche in den Vereinen oder als Hundebesitzer mit dazu bei, das Leid der Hunde und ihrer Besitzer zu mindern. Stellen Sie weder Prestige noch Profit über die Gesundheit der jeweiligen Rasse. Züchter, die Befunde zurückhalten und bewusst weiter züchten, gehören mit Zuchtverbot belegt und zwar in allen Vereinen. In den Zuchtordnungen der Vereine hat zu stehen, dass erbliche Defekte oder Krankheiten im Zwinger dem Zuchtbuchamt zu melden und betroffene Hunde von der Zucht auszuschließen sind. Derartige Regeln müssen aber auch eingehalten, überwacht und bei Nichtbeachtung zu Konsequenzen führen, ohne Ansehen der Person.

Genau so, wie schwere HD (Hüftgelenk-Dysplasie) und Katarakt (grauer Star) beim Hund durch entsprechende Zuchtprogramme im Laufe von Jahren minimiert worden sind, könnte man auch die Epilepsie eliminieren.

Liebe zukünftigen Hundekäufer; fallen sie nicht auf Züchterschlagworte wie Worldchampion, Zucht gesunder Hunde, fröhliche Welpenstube oder ähnliches herein. Überzeugen Sie sich vom Wesen Ihres zukünftigen Familienmitgliedes, aber überprüfen Sie hauptsächlich die Gesundheit der Zuchtlinien mindestens bis zu den Großeltern zurück. Als Beispiel haben wir am Ende die Ahnentafel von Juleen eingestellt. Hier können Sie in drei Generationen Hund für Hund überprüfen. Informieren Sie sich bei den Zuchtbuchämtern. Ein solider Verein und seriöse Züchter oder Züchterinnen haben nichts zu verbergen und werden für Ihre Fragen vollstes Verständnis haben. Vereine haben Zuchtdatenbanken, in denen Auffälligkeiten eingetragen sein müssen.

Wir haben Hochachtung vor allen seriösen und verantwortungsbewussten Vereinen, Züchtern und Züchterinnen, die erkrankte Hunde veröffentlichen, Hunde aus der Zucht nehmen, Zuchtlinien beenden oder gar ihre gesamte Zucht einstellen.

Alle anderen ermutigen wir, darüber nachzudenken, wieviel Leid Sie Mensch und Hund durch Ignoranz zufügen.

§ 1 des Tierschutzgesetzes lautet übrigens: "Zweck dieses Gesetzes ist es, aus Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen."

Und § 11b: "Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten ..., soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse ..., erwarten lassen, dass als Folge der Zucht ... bei den Nachkommen ... mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, ...

 


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